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Qualitative Inhaltsanalyse

23 Mai 2017, 14:13

Hallo,

wahrscheinlich wurde die Frage schon 100mal gestellt, aber ich stelle Sie trotzdem nochmal :D
Also, ich sitze gerade an meiner Masterarbeit und versuche eine qualitative Inhaltsanalyse eines ca. 80 seitigen Dokumentes.
Hierbei verwende ich das deduktive Verfahren.
Leider habe ich sowas noch nie gemacht, daher bin ich mir nicht sicher, ob ich das "richtig" mache.
Ich habe es wie folgt gemacht:
1. Eine Reihe von Kategorien gebildet und den Kategorien jeweils eine Definition zugeordnet
2. mit MAXQDA habe ich im Dokument nach den jeweiligen Kategorien gesucht und markiert.

Ich habe keine Ankerbeispiele verwendet, da ich für mich selbst weiß, was wie zugeordnet werden muss (ist das wirklich so zwingend notwendig? Meine Betreuerin braucht das Analysematerial eh nicht sehen..)
Nun habe ich mir die Frage gestellt, ob man beliebig viele Kategorien bilden kann und auch weglassen kann? Ich habe z.B. die 17 SGDs Ziele verwendet, aber die treffen ja auf eine Region nicht alle zu oder sind auch zu allgemein, aber könnten trotzdem passen.
Entscheide ich selbst, ob es passt oder nicht? Oder gibt es bei der Kategorienbildung ein "falsch"? Z.B. Das Ziel Bildung für alle, ist z.B. in Österreich ja gewährleistet und Pflicht, aber ebenso beinhaltet das Ziel, dass "die Möglichkeiten eines lebenlangen Lernens" gewährleistet wird.
Darin habe ich interpretiert, dass auch Weiterbildungen mit inbegriffen sind, die z.B. in der Region zutreffen.
Ich hoffe, es ist verständlich was gemeint ist.

Ich hoffe, ich stelle meine Fragen nicht zu spezifisch. Leider finde ich nirgends sonst ein Forum, wo man sich mal austauschen kann.

Eine Frage habe ich auch noch zu MAXQDA, wenn ich z.B. das Dokument aktivierte oder eine Kategorie aktiviere, was passiert damit?
Und gibt es noch irgendwelche Tipps bei der Anwendung? Denn ich habe es jetzt sehr einfach gehalten, nur mit Kategorien und Unterkategorien :lol: aber vielleicht gibt es ja noch Tipps, die ich bei der Auswertung gebrauchen könnte :)

Und als allerletzte Frage, wie stellt man das Ganze dann in der Verschriftlichung dar? Das habe ich leider noch nicht ganz verstanden, wie ich das Projekt in MAXQDA dann "übertrage" auf meine Arbeit. Gibt es da "Richtlinien" oder schreibe ich es, wie ich es mir "denke"?

Vielen Dank für die Hilfe schon mal!

Liebe Grüße

Ronja

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Ronja89
 
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

10 Jun 2017, 15:08

Hallo Ronja,

du fragst quasi nach dem gesamten Ablauf des Forschungsprozesses nach der Datenerhebung. Eine gute Antwort auf alle Fragen wäre sehr ausführlich und daher aufwendig. Erst einmal drei allgemeine Hinweise, die dir erste Klarheit verschaffen:

[list=1:215zxq4g]1. Ich habe gerade eine Antwort in einem anderen Beitrag geschrieben, die auch deine Frage tangiert. viewtopic.php?f=21&t=1165[/list:o:215zxq4g]

[list=2:215zxq4g]2. Als kleinen Einstieg in technische Aspekte (z.b. was die Aktivierung bewirkt) empfehle ich dir entweder die klein segmentierten, also kurzen Tutorials. Oder du nimmst an den kostenlosen, wöchentlichen Webinaren (45 Minuten) teil, an deren Ende du auch Fragen stellen kannst.
https://www.maxqda.de/training/webinare- ... -in-maxqda
https://www.maxqda.de/videos/codierte-se ... sgeben#vid[/list:o:215zxq4g]

[list=3:215zxq4g]3. Es klingt so, als hättest du noch kein Buch zur QIA gelesen? Egal ob du zu Kuckartz, Schreier (empfehle ich beide) oder Mayring greifst, mit maximal 200 Seiten Leseaufwand erhältst du einen guten Überblick. Auf dem Niveau einer Masterthesis sollte eins der Bücher gelesen werden. Die Literaturhinweise findest du hier; Empfehlungen sind fett hervorgehoben:
http://www.methoden-coaching.de/verweise.html[/list:o:215zxq4g]

Wenn du wirklich rein [b:215zxq4g]deduktiv (statt deduktiv-induktiv) codieren [/b:215zxq4g]möchtest und ich dich richtig verstanden habe, bist du korrekt vorgegangen: Zunächst werden Codes in der "Liste der Codes" erzeugt. Da diese in deinem Fall deduktiv sind, leitest du sie z.B. aus der Theorie/dem Forschungsstand, den Forschungsfragen, ex-ante Hypothesen oder ganz allgemein den für die Ergebnisdarstellung gewünschten Gliederungspunkten ab. Deine konkrete Codier-Frage kann ich nicht beantworten, weil mir der thematische Hintergrund fehlt. Beim Erstellen deduktiver Codes ist die Grundfrage, an die du dich permanent orientieren kannst: Was sind die Kategorien, unter denen du das Material beleuchten und darstellen möchte?

[b:215zxq4g]In der Regel ist aber eine deduktiv-induktive Vorgehensweise (Kuckartz, Schreier) zu empfehlen[/b:215zxq4g], um dem Material gegenüber offen zu sein. Induktive Codes können einerseits wichtige, aber vorher nicht bedachte Aspekte oder aus dem Dokument hervorgehende Unterthemen/Aspekte der deduktiven Codes repräsentieren. Das Codesystem verändert sich noch im Prozess des Codierens. Am Ende solltest du ein Codesystem haben, was dir einen schnellen Zugang zu den jeweils für ein von dir vorgesehenes Auswertungs-/Ergebnisdarstellungsthema relevanten Dokumentstellen ermöglicht. Es gibt viel, was „falsch“ sein kann, aber es gibt kein Rezept, was sich auf alle Projekte anwenden lässt. Ich denke das meintest du: Im Prinzip orientiert sich dein Vorgehen am speziellen Material und an den speziellen Bedürfnissen deines Projekts.
Du musst dir also überlegen: Wie codierst und analysierst du das spezielle Material am besten in Hinblick auf deine speziellen Fragen oder ggf. ex-ante-Hypothesen. Die Überlegungen sind im Normalfall im Methodenteil offenzulegen und Gegenstand der Beurteilung.

Die [b:215zxq4g]Ankerbeispiele [/b:215zxq4g]als Teil der Code-Definition und die Abgabe eines umfangreichen gedruckten oder vorzugsweise digitalen Anhangs u.a. mit Kodierleitfaden sind Standard. Wenn die Anlage nicht vom Prüfer verlangt wird, umso besser. Damit lässt sich über das Muss hinaus punkten. Deshalb solltest du nur davon absehen, wenn du zu wenig Zeit hast. Da du die Beispiele nicht brauchst und dein Prüfer sie nicht sehen will, ist das natürlich möglich, auch wenn ich es aus genannten Gründen nicht empfehlen würde.

[b:215zxq4g]Aktivierung [/b:215zxq4g](Klick auf den Punkt vor Dokumenten, Gruppen und Codes) bezieht sich z.B. auf Coding-Suchen und Visual Tools. Damit triffst du eine Auswahl, in welchen Dokumenten mit welchen Codes gesucht werden soll. Da in deinem Fall nur ein Dokument vorhanden ist, kannst du dies ständig aktiviert lassen. Jenachdem welches Thema du auswerten möchtest, aktivierst du dessen Code und bekommst die gewünschten Stellen/Coding im Arbeitsbereich "Liste der Codings" angezeigt.

Auch für die [b:215zxq4g]Ergebnisdarstellung [/b:215zxq4g]gibt es mehrere Möglichkeiten (s. meinen oben verlinkten Forenbeitrag). Die Frage muss ebenfalls gegenstands-/projektbezogen beantwortet werden.

[list:215zxq4g]- Was sind Thema und Gegenstand der Arbeit?
- Wie lautet der Titel bzw. die übergeordnete Forschungsfrage?
- Welche detaillierten Forschungsfragen bzw. ex-ante Hypothesen möchtest du bearbeitet?
- Welches Dokument untersuchst du?[/list:u:215zxq4g]

Schöne Grüße
Andre
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

16 Jun 2017, 12:52

Lieber Andre,

vielen lieben Dank für deine hilfreiche Antwort.
Ich habe jetzt auch einfach mal losgelegt.
Und doch, ich habe schon einiges dazu gelesen, aber bin glaube ich zu doof, dass wirklich komplett zu verstehen :mrgreen:
aber wenn man angefangen hat, geht es schon leichter, auch wenn ich immer noch nicht weiß, ob ich es so richtig mache.
Ich bin leider keine Theoretikerin, sondern eher praktisch veranlagt, daher fällt es mir sehr schwer zu verstehen, wenn ich nur eine theoretische Anleitung habe...

Trotzdem vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort!!!

LG Ronja

PS: Eine Frage habe ich dann aber doch noch, den habe ich unter dem Link geschrieben, auf den du mich verwiesen hast.
Ronja89
 
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

17 Jun 2017, 14:59

Hallo Ronja und Mitlesende,

da fast zeitgleich die Fragen zum Verständnis von Mayring bzw. nach dem Vorgehen bei der QIA von zwei Personen in getrennten Threads gestellt wurden, schreibe ich nur in einem weiter. Bitte schaut hier für weitere Informationen:
viewtopic.php?f=21&t=1165&p=3427#p3427

Liebe Grüße
Andre
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

21 Jun 2017, 10:49

Hallo Andre,

leider hänge ich jetzt doch wieder ein bisschen.
Eine Frage habe ich, muss ich eigentlich pro Kategorie mir eine Forschungsfrage überlegen?
Ich habe nämlich natürlich für meine Arbeit eine Hauptforschungsfrage, die ich beantwortet haben möchte.
Für die Kategorien habe ich das bis jetzt so gemacht, dass ich eine Definition pro Kategorie geschrieben habe (ich mache deduktive Kategorien) und keine theoriegeleitete Forschungsfrage.

Ein weiteres Problem, dass ich habe ist, dass ich nun an der Stelle bin, wo ich alle Fundstellen mir rausgeschrieben habe (in word, da es für mich übersichtlicher ist) und mir codes überlegt habe, die passen könnten oder Sinn machen.
Nun müsste ich jede Fundstelle zusammenfassen (paraphrisieren) oder?

Ich bin ein wenig verwirrt, da ich jetzt zwei Hauptkategorien habe mit je ca. 10 Unterkategorien. Die Hauptkategorien habe ich nur genannt, da ich ein mal Ziele und einmal Prinzipien überprüfe.

Wenn ich nun das Dokument analysiere, muss ich da eigentlich noch mehr Theorie verwenden? Oder schreibe ich dann in meiner Analyse dann hin, ich habe die Unterkategorie "Gesundes Leben für alle" (Ziel 3 der Nachhaltigkeitsziele und daher nur die Definition laut der UN) gebildet mit den Codes: Wohlergehen, gesundheitsfördernde Maßnahmen.
Diese Kategorie hat die und die Fundstellen. Im gesamten Kontext des Dokuments ist auffällig, dass diese Kategorie wenig beachtet wird und es kaum Strategien gibt, die auf ein "Gesundes Leben für alle" abzielen.

Ist das so grob richtig? Denn ich habe eine andere Masterarbeit gelesen, wo sie in ihrer Analyse noch voll viel Theorie verwendet. Ich jedoch nicht und wüsste auch nicht, wie ich da Theorie einbauen soll, da es sich um formulierte Nachhaltigkeitsziele handelt z.B.

Ich wäre wirklich sehr dankbar für eine Antwort! Langsam bin ich echt verzweifelt. Es sind ja nicht viele Seiten, aber auch nach dem Lesen, verstehe ich es nicht ganz. Es sind bei mir ja keine Interviews, sondern ein Dokument, welches ein Strategieplan darstellt.

Liebe Grüße

Ronja
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

21 Jun 2017, 13:53

Hallo Ronja,

ich antworte gerne, auch auf die Fragen im anderen, aber ähnlichen [url=http://www.maxqda.de/de/support/forum/viewtopic.php?f=21&t=1165:3ndenjdy]Thread von Rike[/url:3ndenjdy], habe aber heute bis Freitag sehr viel zu tun. Vielleicht schaffe ich es trotzdem, vielleicht dauert es aber auch noch ein paar Tage. Weiter oben habe ich einige Fragen zu deinem Projekt. Kannst du sie bitte beantworten? Es gibt nämlich keine allgemein gültigen Antworten auf deine Fragen. Sie müssen in Hinblick auf die Notwendigkeiten deines speziellen Projekts (gegenstandsorientiert) beantwortet werden.

Soviel vorweg: Nein, du musst nicht für jeden Hauptcode eine Forschungsfrage erzeugen. Anders herum: Es bietet sich an, jede Forschungsfrage als Hauptcode abzubilden. I.d.R. wird die übergeordnete Forschungsfrage (= Titel der Arbeit) in kleinere Forschungsfrage zerlegt. Manche arbeiten alternativ oder zusätzlich auch mit (ex-ante-) Hypothesen; in der qualitativen Forschung eher als transparent gemachte Vorannahmen/Vermutungen der Forschenden zu verstehen. Unter diesen Fragen oder Hypothesen (deduktive Codes), aber auch mit der nötigen Offenheit für das Neue (induktive Codes), wird das Material strukturiert. Wenn du aber z.B. eine neue Subkultur oder Jugendszene erstmals erforschen willst, dann würdest du dort viel offener rein gehen. Da es noch kein Wissen über die Szene gibt, kannst du vielleicht noch gar keine untergeordneten Fragen oder Hypothesen formulieren. In diesem Fall würden die Codes vor allem induktiv erzeugt werden. Daran siehst du, dass es viele Möglichkeiten gibt und weitere Projektinfos nötig sind, um deine Fragen zu beantworten.

LG Andre
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

22 Jun 2017, 06:54

Lieber Andre,

vielen Dank für deine schnelle Antwort!
Das beruhigt mich schon mal, denn ich habe nur eine Forschungsfrage, die lautet: Inwieweit werden Nachhaltigkeitsaspekte in der Lokalen Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 des Mühlviertler Kernlands untersucht.
- Das Thema der Arbeit lautet: Nachhaltige Regionalentwicklung - Am Beispiel der LEADER-Region Mühlviertler Kernland.
- Das Dokument ist: Die Lokale Entwicklungsstrategie 2014 - 2020 des Mühlviertler Kernlands (ein Dokument, welches jede LEADER-Region (LEADER = EU Programm für die Förderung ländlicher Regionen)
- Nun habe ich im ersten Teil meiner Arbeit darüber geschrieben, welche Debatten es rund um die Nachhaltigkeit geht (z.B. sind viele der Ansicht, es gibt drei Dimensionen, soziale, ökologische, ökonomische Nachhaltigkeit, die im Einklang stehen müssen), aber es gibt auch einige Strategien der EU, die sich damit beschäftigen (z.B. zumindest laut der EU ist die Europa 2020 auch eine Nachhaltigkeitsstrategie, es gibt aber auch die Europäische Nachhaltigkeitsstrategie und abgeleitet von diesen Strategien die österreichische Nachhaltigkeitsstrategie. Ebenso gibt es die Lokale Agenda 21 die sich z.B. an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN orientiert. Darüber hinaus gibt es sogenannte Nachhaltigkeitsprinzipien, die in einem sogenannten Leitbild der Nachhaltigkeit festgelegt worden sind (woran sich die Agenda 21 z.B. hält).

Da meiner Meinung nach am besten man die 17 Nachhaltigkeitsziele (da nicht alle zu treffen, wurden einige rausgenommen, z.B. Armut beenden, wird nicht wirklich im Dokument behandelt) und Nachhaltigkeitsprinzipien anhand des Dokuments untersuchen kann, habe ich mich dafür entschieden, diese als Kategorien zu bilden. Daher habe ich zwei Hauptkategorien gebildet, ein mal Nachhaltigkeitsziele und ein mal Nachhaltigkeitsprinzipien.
Dann habe ich zu den zwei Hauptkategorien (ohne Definition) jeweils Unterkategorien gebildet. Z.B. ein Nachhaltigkeitsprinzip ist die Partnerschaftlichkeit (deduktiv abgeleitet) im Dokument habe ich dann dazu alles gesucht und markiert und die Codes: Kooperation, Zusammenarbeit, Vernetzung gebildet. Das habe ich mit jeder Unterkategorie so gemacht.
Zur "Theorie" muss ich aber sagen, dass ich z.B. den Leitfaden von der Agenda 21 genommen haben (ein Dokument von der österreichischen Bundesregierung) und die dort definierte Partnerschaftlichkeit als Nachhaltigkeitsprinzip als Theorie verwendet habe.
Nun habe ich alles gebildet und mache einen erneuten Durchlauf und versuche dann meine Fundstellen der jeweiligen Kategorie zu einer Kategorie zu bilden.
Danach würde ich gucken, welche Kategorie am meisten "Zuspruch" hat. Und wo es Zusammenhänge zwischenden Kategorien gibt, wie du das schon geschrieben hast.
Zu guter Letzt würde ich diese Kategorien darauf hin untersuchen, in welche Nachhaltigkeitsdimension die passen. welche Kategorie man in die ökonomische, ökologische, soziale Dimension einordnen könnte (und darauf nochmal theoretisch eingehen, was ich in meiner Arbeit zuvor schon diskutiert habe. z.B. könnte man das Nachhaltigkeitsprinzip der Partnerschaftlichkeit in die soziale Dimension einordnen.
Am Ende würde ich dann bewerten, welche Dimension am meisten berücksichtigt wird und wo der Schwerpunkt in dem Dokument liegt. Z.B. habe ich bereits festgestellt, das Partnerschaftlichkeit eine sehr große Rolle spielt. Armut hingegen wird kaum bis sehr wenig behandelt.
Wäre das ganze so in etwa richtig?

Liebe Grüße

Ronja
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

22 Jun 2017, 07:55

PS: Im Dokument werden geplante Projekte vorgestellt, ich würde gerne diese Projekte einzeln bewerten. Es sind insgesamt 7 Schlüsselprojekte und da würde ich gerne die einzelnen Kategorien darauf anwenden und gucken, inwieweit die Projekte Nachhaltigkeitsaspekte beinhalten. Geht das mit der Analyse?
Ronja89
 
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

11 Jul 2017, 12:17

Entschuldige bitte die späte Rückmeldung. Ich weiß, du musstest schon Zwischenergebnisse präsentieren.

Zur Info für Mitlesende: Ronja hat mir noch eine Mail mit vielen Fragen und ihren Dateien geschickt. Deshalb ist die Antwort nicht nur auf die letzten Beiträge in diesem Thread ausgelegt.

[b:1qz37hrx]allgemeine Verweise: [/b:1qz37hrx]Gleichzeitig mit dem Austausch in diesem Thread, wurde und wird die Qualitative Inhaltsanalyse auch [url=http://www.maxqda.de/de/support/forum/viewtopic.php?f=21&t=1163:1qz37hrx]HIER[/url:1qz37hrx] besprochen. Außerdem wurde die Webseite [url:1qz37hrx]http://www.qualitativeinhaltsanalyse.de[/url:1qz37hrx] aktualisiert. Im Bereich 'Methode' gibt es jetzt PDFs mit wichtigen Hinweisen für den Bericht und die Dokumentation, die unabhängig von der konkreten QIA-Form gelten.

Ich klammere Fragen aus der Mail aus, die eher die Struktur einer Thesis als das Vorgehen bei Qualitativen Inhaltsanalysen betreffen. Ich habe z.B. nicht beachtet, ob Forschungsfrage, Vorgehen und Ergebnisdarstellung gut aufeinander abgestimmt sind. Außerdem habe ich nur Stichproben gelesen. Verstehe die Antwort also nicht als „alles super“. Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich kann deine Hauptfragen beantworten: Deine Beschreibung und die kurze Strichprobe deiner Ergebnisse wirkt auf mich so, als wärst du auf dem richtigen Weg.

Bisher habe ich den Fall beschrieben, dass die deduktiven Codes/Kategorien aus Forschungsfragen oder ex-ante-Hypothesen abgeleitet werden. Du möchtest ein Dokument in Hinblick auf, in der bisherigen Diskussion (Literatur) herausgearbeitete und institutionell anerkannte, Ziele und Prinzipien untersuchen. Das ist das Raster, was du ans Material anlegst, also unter dem das Dokument ausgewertet werden soll. Genau dieses „ans Material anlegen“ statt „aus dem Material heraus erzeugen“ macht deduktive Codes aus. Ob das Raster auf Fragen, Hypothesen, Komponenten einer Theorie oder einer Liste von Konzepten (in diesem Fall Ziele und Prinzipien) basiert, hängt vom Projekt ab.

Ja, es scheint mir sinnvoll, dass du auf der 1. Code-Ebene die deduktiven Codes „Ziele“ und „Prinzipien“ anlegst und darunter als Subcodes (2. Code-Ebene) die einzelnen Ziele und Prinzipien. Ja, die 3. Code-Ebene (z.B. Kooperation oder Vernetzung als Subcodes von Partnerschaftlichkeit) ist auch sinnvoll, wenn du die unterschiedlichen Aspekte von z.B. Partnerschaftlichkeit in den Ergebnissen darstellen willst. Beispielsweise, weil sie im Dokument wichtig sind (induktiv) oder so in der Diskussion herausgearbeitet wurden (deduktiv). Ich habe doch richtig verstanden, dass du zwei deduktive und eine 3., induktive Code-Ebene hast?

Meintest du in der Mail diese 3. Ebene (mit Codes wie „gesundheitsfördernde Maßnahmen“, „Wohlergehen“), als du von „ausgedachten“ Codes schriebst? Falls du damit meinst, dass du die Codelabel (Namen der Kategorien) teilweise nicht aus der Literatur abgeleitet hast: Ja, das ist ok. Bei der 1. und 2. Code-Ebene hast du es ja gemacht.

Nach dem Codieren lassen sich sehr einfach die Stellen finden, die zu einem Ziel oder Prinzip passen. So sieht es auch in deinem bisherigen Ergebniskapitel aus: „Partnerschaftlichkeit“ hat einen eigenen Unterabschnitt, in dem die passenden Dokumentstellen aufgeführt sind. Das ist gut. Dadurch wird auch klar, welche Bedeutung den einzelnen Zielen und Prinzipien in diesem Dokument zukommt bzw. welche gar nicht vorkommen. Dass du gemerkt hast, dass das Thema Armut im Dokument unter- und das Thema Partnerschaftlichkeit überrepräsentiert ist, ist ein Ergebnis und zeigt, dass du scheinbar sinnvoll codiert hast. Dass du die Codes der nicht aufgeführten Ziele und Prinzipien gelöscht hast, ist richtig. Allerdings musst du sie trotzdem im Ergebnisteil besprechen, indem du dort feststellst, dass sie keine Erwähnung finden.

Diesen Satz verstehe ich nicht: „Ob es nicht reicht, wenn ich die Definition der Kategorie plus Codes hinschreibe.“ Codes sind Kategorien. Meinst du vielleicht Codings (codierte Segmente)? Wie gesagt, was du gemacht hast, sieht korrekt aus: Der Code, z.B. Partnerschaftlichkeit, wird zur Überschrift. Darunter beschreibst du, was im Dokument zu diesem Punkt geschrieben steht und beurteilst den Stellenwert dieses Punkts im Dokument.

Was meinst du damit, dass du guckst, welcher Code am meisten Zuspruch hat? Falls du damit den Stellenwert der einzelnen Ziele und Prinzipien in diesem Dokument meinst: Genau.

Habe ich richtig verstanden, dass du die 20 Seiten Ergebnisdarstellung reduzieren willst? Wenn du die Vorgabe von 80 Seiten für eine Masterarbeit hast, solltest du davon ca. 35 Seiten für die Ergebnisse und deren Diskussion verwenden. Der genaue Anteil ist abhängig von den Notwendigkeiten des Gegenstands und den Vorlieben deiner Prüfer. I.d.R. sollten die Kapitel zur Theorie und zum Forschungsstand aber nicht mehr Seiten als die Ergebnisse und Diskussion füllen.

Vor allem in der Mail klingt es so, als wärst du dir in Bezug auf den [b:1qz37hrx]Theorie-Begriff [/b:1qz37hrx]unsicher. Denke dabei nicht an Theorien im engeren Sinne, sondern in deinem Fall eher an den Stand der Forschung oder einer Diskussion. Dein theoretisches Gerüst bilden die Listen mit anerkannten Ziele und Prinzipien. Insofern hast du die Codes theoriegeleitet erstellt und wenn du die Ergebnisdarstellung ebenfalls durch diese Listen strukturiert hast, was mir so erscheint, hat sie automatisch theoretischen Bezug. Mir erscheint der theoretische Bezug durch die Verweise auf Martens/Obenland, Tausch und Zierer gegeben zu sein.

Verbesserungsfähig ist die [b:1qz37hrx]Gliederung[/b:1qz37hrx]. Ich empfehle dir die Hierarchie des Codesystems klarer auf den Ergebnisteil zu übertragen, also ganz strikt zunächst alle Ziele, dann alle Prinzipien abzuarbeiten. Dafür musst du nur eine Überschriftebene für die Abschnitte „Ziele“ und „Prinzipien“ einführen, denen die Unterabschnitte wie z.B. „Partnerschaftlichkeit“ zugeordnet werden.

[b:1qz37hrx]Darstellungshinweis:[/b:1qz37hrx] Auch wenn du eine Aufzählungsliste nutzt, sollten die einzelnen Punkte aus grammatikalisch vollständigen, alleingenommen verständlichen Aussagen bestehen. Formuliere die Punkte aus wie du es im Fließtext machen würdest.

[b:1qz37hrx]Unsicher[/b:1qz37hrx] bin ich mir, wieso die Zuordnung der Ziele und Prinzipien zu den Dimensionen im Bereich der Auswertung angesiedelt ist, genau gesagt zwischen der codeorientierten Auswertung und der Bewertung der Bedeutung einzelner Ziele und Prinzipien im Dokument. Z.B. erscheint es mir logisch und daher im Voraus klar, dass Partnerschaftlichkeit zur sozialen Dimension gehört. Oder gibt es Ziele und Prinzipien, die je nach Einzelfall (in diesem Fall das Dokument) in unterschiedliche Dimensionen fallen? Sonst erkenne ich den Sinn der speziellen Position dieses Schritts im Forschungsprozess nicht.

[b:1qz37hrx]Mehrere Fälle in einem Dokument:[/b:1qz37hrx] Ein Teil des Dokuments ist allgemein formuliert und ein Teil beschreibt sieben Projekte? Dann erzeuge einen Hauptcode „Projekte“ und für jedes Projekt einen Subcode. Anschließend codierst du alle Stellen zu einem Projekt, zusätzlich zur thematischen Codierung, mit dem jeweiligen Projekt-Subcode. Danach kannst du mit den Funktionen „Code-Relations-Browser“ (Visual Tools) und „Komplexe Coding-Suche“ (Analyse) nach Überschneidungen suchen: Thema A im Projekt 1, Projekt 2, Projekt 3 etc.
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

18 Jul 2017, 12:28

Lieber Andre,

wirklich vielen, vielen lieben Dank, dass du dir nochmal die Zeit genommen hast, mir meine ganzen Fragen zu beantworten!
Das hat mir wirklich geholfen und ich werde deine Tipps nochmal im nachhinein berücksichtigen. Die Ergebnisse liegen zwar bei meiner Betreuerin, aber ich warte noch auf eine Rückmeldung. Also, ich kann noch was ändern :) Daher freue ich mich umso mehr, dass du mich zum einen beruhigt hast und zum anderen, mir echt geholfen hast.

Ich werde auf jeden Fall das noch einmal überarbeiten.

Also Danke für deine große Hilfe! Es war für mich als Neuling nicht so einfach, mich da einzufuchsen :)


Liebe Grüße

Ronja
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

22 Jul 2017, 20:10

Top! Das freut mich zu lesen. Alles Gute für den Abschluss des Projekts!
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

24 Sep 2017, 15:26

Lieber MAXQDA-Crew,

da ich von euch schon so viele inhaltlich hilfreiche Antworten von euch hier gesehen habe: Könnt ihr mir eine knackige Definition mitgeben, was dieses "ominöse" [b:1x36tzsr]Abstraktionsniveau[/b:1x36tzsr] eigentlich ist?

Ich finde weder bei Mayring, noch bei Kuckartz eine "richtige" Erklärung. Ich gehe davon aus, dass das Abstraktionsniveau die Konkretheit des kodierten Segmentes bezüglich der Kategorie, bzw. der zu beantwortenden Frage meint. Also: Wie direkt lässt sich die Antwort aus dem Text ableiten? - Muss viel eigene Interpretation genutzt werden, oder muss sich aus dem Text ein expliziter Zusammenhang ableiten lassen können?

So in etwa.

Was meint ihr?

Viele Grüße
Julia
Julia.Ma
 
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

02 Okt 2017, 14:22

Hallo Julia,

ich kann gerade leider auch keine passende Textstelle bzw. Definition finden. Ich verstehe darunter folgendes: Ein niedriges Abstraktionsniveau liegt dann vor, wenn die getroffenen wissenschaftlichen Aussagen nah am empirischen Material, das heißt gegenstandbegründet und vornehmlich deskriptiv entwickelt sind. Also zum Beispiel wenn man Merkmale eines einzelnen Falls beschreibt, ohne dass man schon notwendigerweise eine Theorie zum (kausalen) Zusammenhang dieser Merkmale untereinander oder zu externen Faktoren hat.

Wenn vergleichbare Beobachtungen auch bei anderen Fällen auftreten, kann man sich auf die Suche nach fallübergreifenden Faktoren machen (z.B. geteilte Lebenswelt, demographische Merkmale, Rolle im sozialen Gefüge etc.). Die Beschreibung dieser fallübergreifenden Faktoren und die Beschreibung der Struktur ihrer wechselseitigen Beeinflussung hat ein höheres Abstraktionsniveau, weil es jetzt nicht mehr um (greifbare) Beschreibungen einzelner Fälle geht, sondern um die Konstruktion einer wissenschaftlichen Theorie zum (oft nicht mehr unmittelbar greifbaren) Zusammenhang dieser Einzelfälle.

Ich hoffe das hilft irgendwie weiter.
Viele Grüße

Andreas
Andreas V.
 

Re: Qualitative Inhaltsanalyse

07 Okt 2017, 10:45

Hallo Julia,

nach Andreas Erklärung ist deine Frage vermutlich schon ausreichend beantwortet. Trotzdem noch der Hinweis: Das Abstraktionsniveau bezieht sich also nicht, wie von dir vermutet, auf die Codings, sondern auf den Code, genaugenommen auf das Codelabel und die Codedefinition.
Beispiel aus einer BA-Thesis, die ich begutachtet habe: Dort wurde nach Motiven für eine vegane Lebensweise gefragt. Die Antwort "wegen der Tiere" könnte z.B. mit "wegen der Tiere" (sehr niedriges Abstraktionsniveau), "tierethische Motive" (etwas höheres Abstraktionsniveau) und "altruistische Motive" (sprachlich wie inhaltlich deutlich höheres Abstraktionsniveau, dass neben tierethischen Motiven auch Aspekte wie Umweltschutz und Welternährungssituation fasst) codiert werden.
Generell ist das Abstraktionsniveau umso höher, je weiter sich Codelabel und Codedefinition von den Worten und der Spezifik eines einzelnen Falls entfernen und in Richtung theoretische Konzepte rücken. Ebenfalls generell ist das Abstraktionsniveau von Hauptcodes höher als das der dazugehörigen Subcodes. So könnte "tierethische Motive" ein Subcode von "altruistische Motive" werden/sein.

Schöne Grüße
Andre
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Re: Qualitative Inhaltsanalyse

07 Okt 2017, 10:46

By the way: Ich möchte auf mein Webinar aufmerksam machen. Das einzige Online-Lehrangebot zu dieser Methode. Es wird alle 2-3 Monate wiederholt.

Weitere Informationen und Anmeldung: http://www.methoden-coaching.de/training.html
Blick ins Webinar auf YouTube: https://www.youtube.com/playlist?list=P ... qNaRrZeveu
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