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Dieselben Forschungsobjekte zu unterschiedlichen Zeitpunkten

Dieselben Forschungsobjekte zu unterschiedlichen Zeitpunkten

16 Aug 2018, 17:04

Hallo,

in meiner Untersuchung habe ich einen triangulären Ansatz (Interview, Beobachtung, Video, Sekundärinterviews) gewählt.

Forschungsfrage ist, wie verbale Gewalt im Amateurfußball bewertet wird. Dafür habe ich mehrere Schiedsrichter interviewt, beobachtet, gegebene Interviews bzw. öffentlich zugängliche Videos analysiert.

Teilweise, aber nicht ausschließlich, werden dieselben Personen mit unterschiedlichen Methoden untersucht (zur Erhöhung der Güte der Daten). Nun habe ich allerdings dieselbe Person (ggfs. etwas älter, d.h. auch mehr Erfahrung, unterschiedliche sozio.ökonomische Situation etc.) in meinem Dateneditor.

Nun die Frage: Wie kann ich nun mit den Daten verfahren. Dreimal dieselbe Person in dem Dateneditor zu haben scheint mir nicht plausibel, allerdings verändern sich die Aussagen der Unterschungsobjekte ja auch je nach Alter, Erfahrung, vorherig erlebten Konflikten etc. Ich kann diese somit auch nicht herausschmeißen bzw. irgendwie zusammenlegen ohne Informationsverluste zu erhalten.

Bsp.: Beim Zeitungsinterview 2015 sagte ein Schiedsrichter, dass er noch nie Probleme hatte (damals war er Polizist). Beim Interview 2017 sagt er, dass das völlig normal ist (jetzt Rentner). Und bei der Beobachtung 2018 wurde er gar bedroht.

Somit habe ich drei Dokumente: Zeitungsinterview, Leitfadeninterview, Beobachtungsprotokoll und drei "Personen" mit unterschiedlicher Variablenausprägung im Dateneditor.

Wie sollte ich nun verfahren?

Vielen Dank

Florian

Version: MAXQDA 2018
System: Windows 10
FlorianFKoch
 
Beiträge: 1
Registriert: 16 Aug 2018, 16:38

Re: Dieselben Forschungsobjekte zu unterschiedlichen Zeitpun

04 Sep 2018, 13:35

Hallo Florian,

zunächst einmal willkommen im Forum! Schade, dass niemand geantwortet hat – ich bin als Supportler allerdings auch angehalten, mich auf MAXQDA-spezifische und technische Probleme zu beschränken, und kein Consulting zu leisten – und die Sachlage scheint mir hier auch wirklich außerordentlich kompliziert. Das deshalb, weil mir unklar ist, welche Reichweite hier für die zu treffenden Aussagen erwartet wird (von Ihnen und ggf. auch von den Betreuern). Ich müsste bei Ihrer Forschungsfrage:

Forschungsfrage ist, wie verbale Gewalt im Amateurfußball bewertet wird.

nämlich erstmal ganz naiv nachfragen: Von wem bewertet? „Den“ Schiedsrichtern? Allen Schiedsrichtern? Allen Schiedsrichtern in Leipzig, NRW, Deutschland, Iran? Oder "den meisten"? In den letzten 5 oder 50 Jahren?

Die Verwendung des Begriffs „Variablenausprägung“ legt nahe, dass sie hier quantitativ arbeiten (wollen) und einen gewissen Grad an Verallgemeinbarkeit oder Repräsentativität anstreben. Das erfordert aber (wenn man es richtig machen möchte) einen immensen Ressourcenaufwand, es sei denn Sie schränken das zeitlich und räumlich stark ein.

Dann sind aber die Datenarten die Sie nennen auch eher für eine qualitative Erhebung gedacht; es geht also darum, auf welche Arten und Weisen der genannte Bereich "verbale Gewalt im Amateurfußball" überhaupt mental konzipiert wird. Wie definieren die Schiedsrichter überhaupt „Gewalt“, wie „verbale Gewalt“? Hat das was mit der Handlung des/der „Gewalttätigen“ zu tun? Oder vielleicht mit den „Gewalttätigen“ selbst? Oder vielleicht doch eher, wie gut bekannt die Schiedsrichterin mit den (potentiellen) „Gewalttätigen“ ist? Könnte es sein, dass wenn die beiden sich kennen, Dinge als "necken" oder "aufziehen" oder "Späßchen" konzipiert werden, die andernfalls (wenn die beiden sich nicht kennen) direkt als "Gewalt" verstanden werden? Was heißt "sich kennen" in dem Kontext eigentlich für die Schiedsrichter, und gibt es da Unterschiede, wie das verstanden wird? Kennt man sich (oder glaubt es zumindest), wenn man aus dem gleichen Dorf oder "aus dem selben Kulturkreis" (und was genau wird darunter alles verstanden?) kommt oder das gleiche Geschlecht hat oder ...?

Das wären (mögliche Antworten auf/sich eröffnende Dimensionen bei) qualitative(n) Fragen, bei denen eine "Repräsentativität" vielleicht gar nicht nötig wäre, um "spannende" Ergebnisse zu produzieren. Wobei die Frage, was "nötig" ist, nunmal auch von Ihrem Betreuer abhängt, bzw. von demjenigen, der Ihnen die Studie dann abnimmt, oder eben dem Zielpublikum dieser Studie.

Soviel in der geboteten Kürze dazu, warum ich die Frage sehr schwierig finde.
Andreas V.
 

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